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Krankheitsbild

EPIDEMIOLOGIE

Die Nesselsucht ist eine sehr häufige Erkrankung. Man geht davon aus, dass jeder 4. Mensch im Laufe seines Lebens einmal eine Urtikaria durchmacht. Meist dauern dabei die Krankheitserscheinungen nur wenige Tage oder Wochen. Eine chronische Form der Nesselsucht liegt bei etwas mehr als 1% der Bevölkerung vor.  Frauen erkranken deutlich häufiger an Nesselsucht als Männer (2:1).

SYMPTOME

Das typische Symptom, das der Erkrankung ihren Namen gegeben hat, ist das Auftreten von Nesseln (Quaddeln). Es handelt sich hierbei um stark juckende Schwellungen der oberen Hautschicht, die typischerweise nach wenigen Stunden verschwinden und an anderen Stellen wieder auftauchen. Man sieht aus „als ob man in eine Brennnessel gefasst hätte“. Die Quaddeln werden zumeist durch die Freisetzung von Histamin ausgelöst.

Dies führt zu einer Weitstellung der Gefäße, in deren Folge Gewebsflüssigkeit in die Haut austritt, was die Schwellungen verursacht. Wenn sich die Flüssigkeit in tiefer liegendem Gewebe sammelt, kommt es zu teils ausgeprägten Weichteilschwellungen, die man als Angioödem bezeichnet.  Besonders häufig betrifft ein Angioödem die Lippen, Augenlider, Handflächen und Fußsohlen. Häufig treten die Hautveränderungen verstärkt am Abend oder nachts auf.

FORMEN DER ERKRANKUNG

Man unterscheidet je nach Dauer der Erkrankung eine akute Urtikaria (Dauer bis zu 6 Wochen) und eine chronische Urtikaria (Dauer länger als 6 Wochen). Wenn die Hautveränderungen „wie aus dem Nichts heraus“ auftreten und nicht künstlich ausgelöst werden können, spricht man von einer spontanen Urtikaria. Die akute spontane Urtikaria ist die mit Abstand häufigste Form der Nesselsucht. Bei etwa jedem/r 10. Patient*in heilt die Nesselsucht nicht innerhalb von 6 Wochen ab und es entwickelt sich eine chronische Verlaufsform.

Als induzierbare Urtikaria bezeichnet man Formen der Nesselsucht, bei denen die Entstehung von Quaddeln oder Angioödemen durch physikalsiche Reize von außen provoziert werden kann. Diese Reize können Reibung, Druck, starkes Schwitzen, Wärme, Kälte oder UV-Licht sein. Häufig legen auch Mischformen vor. So berichten viele Patient*innen, dass sich ihre spontane Urtikaria durch Druck oder Reibung verschlechtert.

Weiter kommt die Urtikaria in einer allergischen Variante, z.B. bei Gräserkontakt im Sommer vor. Hier hilft die allergologische Diagnostik, siehe atopische Dermatitis. Obwohl die Urtikaria wie eine Allergie aussieht, wird sie häufig durch chronisch unterschwellige Infektionen verursacht, d.h. es gibt als Ursache irgendwo im Körper eine Infektion, die nicht richtig zur Abheilung kommt. Daher gehen wir bei chronischen Formen auf Infektsuche, z.B. beim Zahnarzt, Hals-Nasen-Ohrenarzt oder Urologen.

Diagnostik

METHODEN DER DIAGNOSTIK

Das klinische Bild der Urtikaria ist sehr typisch. Leider treten die Hautveränderungen aber besonders gerne dann auf, wenn Arztpraxen geschlossen haben. Wie oben beschrieben ist „erste Hilfe“ in jeder Apotheke rezeptfrei in Form von Antihistaminika (Heuschnupfentabletten) zu bekommen.

Sucht man am nächsten Tag einen Arzt*in auf, ist oft nichts oder nur noch wenig zu sehen. Es kann daher sehr hilfreich sein, wenn Sie ein gutes Handyfoto von den Hautveränderungen machen und in die Sprechstunde mitbringen.

Therapien

SYSTEMISCHE THERAPIE

Die Behandlung der spontanen Urtikaria erfolgt immer systemisch (innerlich).  Therapie der ersten Wahl sind Antihistaminika der 2. Generation. Diese Medikamente sind nur minimal oder gar nicht müde machend. Mehrere Antihistaminika der 2. Generation sind rezeptfrei erhältlich (Cetirizin, Levocetirizin, Loratadin, Desloratadin), andere sind rezeptpflichtig. Wenn die Einnahme des Medikamentes in der Standarddosierung zu keiner zufriedenstellenden Kontrolle der Urtikaria führt, kann die Dosis bis auf das 4-fache erhöht werden. Da Patient*innen auf verschiedene Antihistaminika bisweilen unterschiedlich gut ansprechen, macht es auch Sinn, ein Alternativpräparat auszuprobieren.

Wenn trotz Einsatz hochdosierter Antihistaminika der 2. Generation keine ausreichende Linderung der Beschwerden erreicht werden kann, kommt bei der chronischen spontanen Urtikaria ebenfalls ein Biologikum zum Einsatz; Omalizumab, welches gegen Imunglobulin E gerichtet ist. Ärzt*innen, die diese Therapie einsetzen, finden Sie über unsere Arztsuchfunktion.

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