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Krankheitsbild

EPIDEMIOLOGIE

Die Psoriasis ist eine der häufigsten Hauterkrankungen. In Deutschland haben ca. 2% der Bevölkerung eine Psoriasis. Männer sind dabei etwas häufiger als Frauen betroffen (55:45). Der erste Erkrankungsgipfel liegt dabei im jungen Erwachsenenalter um die 20-25 Jahre, was für die Betroffenen mit vielen sozialen Problemen verbunden sein kann. Der zweite Erkrankungsgipfel liegt um die 40-50 Jahre und ist häufig mit weiteren Auslösefaktoren verbunden, siehe unten. (Ursachen)

URSACHEN

Man geht heute davon aus, dass bei den meisten Psoriasis-Patienten eine genetische Veranlagung zur Entstehung der Erkrankung vorliegt. Hierfür spricht die Tatsache, dass ca. 40% der Psoriatiker Verwandte 1. Grades (Eltern, Geschwister) haben, die auch an Psoriasis erkrankt sind. Die Forschung hat zahlreiche Gene entdeckt, bei deren Vorliegen das Risiko für die Entstehung einer Schuppenflechte deutlich erhöht ist. Wenn mehrere dieser Gene vererbt wurden, ist das Risiko eine Psoriasis zu entwickeln deutlich erhöht. Ganz sicher ist: Psoriasis ist nicht ansteckend.

Zusätzlich zur genetischen Veranlagung sind Auslösefaktoren für das Auftreten der Erkrankung erforderlich. Solche Auslösefaktoren können u.a. Infekte, verschiedene Medikamente oder besondere Stress-Situationen sein. Aber auch Wohlstandsprobleme wie Rauchen, Übergewicht und Alkoholkonsum können eine Psoriasis deutlich verschlechtern.

FORMEN DER ERKRANKUNG

Die häufigste Form der Schuppenflechte ist die Plaque-Psoriasis. Sie ist geprägt von mehreren Zentimetern großen, scharf begrenzten, hell- bis dunkelroten Entzündungsherden, die tastbar verdickt sind (Plaque). Im Bereich der Entzündungen ist die Hautneubildung enorm gesteigert, so dass die Stellen von weißlicher Schuppung bedeckt sind. Löst sich die Schuppung ab, kommt wieder der rötliche Entzündungsherd zum Vorschein. Ganz typische Orte für Psoriasis-Plaques sind die Kopfhaut, die Gehörgänge, der Steiß sowie die Haut über den Ellenbogen und Knien.

Die Plaques bleiben in der Regel über viele Monate oder Jahre vor Ort und müssen regelmäßig behandelt werden. Man spricht von einer chronisch-stationären Psoriasis.

Die akut exanthematische Psoriasis ist eine Form der Schuppenflechte, bei der innerhalb von wenigen Wochen sehr zahlreiche kleine Entzündungsherde über den gesamten Körper verteilt auftreten. Sehr oft sind Infekte Auslöser des Erkankungsschubs, v.a. Streptokokken-Infekte (Angina). Die akut exanthematische Form der Psoriasis heilt sehr häufig wieder vollständig ab, wenn der auslösende Infekt ausgeheilt ist. Bei Kindern und Jugendlichen ist ein akut exanthematischer Erkrankungsschub oft die erste Manifestation der Erkrankung.

Wenn die Psoriasis-Herde in den Körperfalten lokalisiert sind, kann sich keine Schuppung ausbilden. Daher zeigen sich nur scharf begrenzte Rötungen, die oft auch direkt in der Falte einen Einriss (Rhagade) zeigen. Man spricht von einer Psoriasis intertriginosa. Sehr häufig sind hiervon die Brust- und Bauchfalten, die Leisten und v.a. die Pofalte betroffen. Die Psoriasis intertriginosa tritt selten isoliert, sondern meist in Kombination mit der Plaque-Psoriasis auf.

Auch die Handflächen und Fußsohlen können von der Psoriasis betroffen sein. Es gibt hier zwei unterschiedliche Formen. Bei der hyperkeratotischen Variante kommt es zu scharf begrenzter, stark vermehrter Hornhautbildung. Gerne reißt hier die Haut ein, was zu Schmerzen und Funktionseinschränkunegn führen kann.

Bei der anderen Variante kommt es zur Ausbildung von kleinen Eiterbläschen (Pusteln) auf geröteter Haut, die im weiteren Verlauf eintrocknen und bräunlich abheilen. Der Inhalt der Pusteln ist nicht ansteckend.

Sehr selten ist die generalisierte pustulöse Form der Psoriasis, bei der keine Plaques auftreten, sondern kleine Pusteln. Wenn eine schwere flächige Entzündung der Haut mit fast vollständiger Rötung des gesamten Körpers vorliegt, spricht man von einer erythrodermatischen Psoriasis. Zum Glück ist auch dieses Krankheitsbild sehr selten.

PSORIASIS-ARTHRITIS (PSA)

Etwa 30% der Schuppenflechte-Patient*innen entwickeln im Verlauf der Erkrankung eine Gelenkbeteiligung. Die PSA kann sich in Form einer klassischen Gelenkentzündung (Arthritis) mit Rötungen und druckschmerzhaften Schwellungen der Gelenke zeigen. Oft bestehen aber auch nur plötzlich schmerzende Gelenke, die in ihrer Funktion stark eingeschränkt sein können.

ypisch für die PSA ist eine morgendliche „Steifheit“ der Gelenke, die länger als 30min anhält und sich durch Bewegung bessert. Auch Entzündungen der Sehnenansätze (z.B. Achillessehne, Fußsohle) und Schwellungen ganzen Finger oder Zehen („Wurstfinger“) werden bei der PSA beobachtet. Starke Schmerzen im Bereich des unteren Rückens, die in Ruhe auftreten und sich bei Bewegung bessern, sind oft Zeichen einer PSA im Bereich der Wirbelsäule (nächtlicher Ruheschmerz).

Hinweise für das Vorliegen einer PSA zusätzlich zur PSO hat für die Behandler*innen große Bedeutung für die Auswahl einer für beide Erkrankungen wirksamen Therapie. Zahlreiche Ärzt*innen in unserem Netzwerk klären deshalb Gelenkbeschwerden ab und behandeln bei Verdacht auf PSA. Oft geschieht dies in Kooperation mit Rheumatologen.

Ärzt*innen , die die PSA behandeln, finden Sie mit Hilfe unserer Arztsuchfunktion.

BEGLEITERKRANKUNGEN

Durch die Entzündung in den Psoriasis-Plaques werden vermehrt entzündungsfördernde Botenstoffe produziert, die vom Blut abtransportiert werden und an anderen Stellen des Körpers die Entstehung von Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) begünstigen. Daher haben Psoriasis-Patienten deutlich häufiger als die Normalbevölkerung Übergewicht, Depression, Bluthochdruck, Arterienverkalkung und Blutzucker. Hieraus resultieren Komplikationen (Herzinfarkt, Schlaganfall), die zu einer verkürzten Lebenserwartung führen.

Diagnostik

METHODEN DER DIAGNOSTIK

Das Erscheinungsbild der Psoriasis ist so typisch, dass die Diagnose rein klinisch, also als Ergebnis der körperlichen Untersuchung, gestellt wird. Es gibt keine für die Psoriasis typischen Laborveränderungen, so dass zur Diagnosestellung keine Blutabnahme erforderlich ist. Eine Hautprobe (Biopsie) ist nur in seltenen Ausnahmefällen erforderlich.

Zur Bestimmung der Schweregrades der Psoriasis werden verschiedene Messverfahren angewendet. Um zu prüfen, wie stark Ihre Lebensqualität durch die Krankheit beeinträchtigt ist, kommt zumeist ein Fragebogentest zum Einsatz, der DLQI (Dermatologischer Lebensqualitäts-Index). Wie groß der von der Psoriasis betroffene Anteil der Haut ist wird mit dem BSA-Wert (Body-Surface-Area) beschrieben. Ein BSA von 6 bedeutet, dass 6% Ihrer Körperoberfläche von Psoriasis-Herden bedeckt sind. Der PASI-Wert (Psoriasis-Aktivitäts- und -Schweregrad-Index) wertet getrennt für Kopf, Arme, Rumpf und Beine wie groß, wie rot, wie verdickt und wie schuppig die Schuppenflechtenherde sind. Mittels einer Formel wird aus diesen Angaben dann der PASI-Wert berechnet.

Therapien

LOKALTHERAPIE

Wenn nur einzelne kleinere Psoriasis-Plaques vorliegen, was bei ca. 2/3 der Psoriasis-Patient*innen der Fall ist, erfolgt eine lokale Behandlung. Die am häufigsten verwendeten Wirkstoffe sind Vitamin-D-ähnliche Substanzen (Vitamin-D-Analoga) und Kortikosteroide. Diese Wirkstoffe werden als Einzelsubstanzen oder in Kombination angewendet. Zusätzlich sollte jeder Patient regelmäßige Hautpflegemaßnahmen betreiben.

LICHTTHERAPIE

Bei vielen Psoriasis-Patient*innen bessert sich das Krankheitsbild durch Aufenthalte in der Sonne. Man weiß inzwischen, dass für die heilende Wirkung kurzwellige UV-B-Strahlen verantwortlich sind. Diesen Effekt nutzt man für medizinische Bestrahlungsgeräte. Am besten wirken Lichtquellen mit einer Wellenlänge von 311nm. Solche Lichtquellen stehen in vielen dermatologischen Praxen als Schmalspektrum-UV-Phototherapie (SUP) oder 311nm-Bestrahlungsgeräte zur Verfügung. UV-A-Licht, das in herkömmlichen Solarien zur Bräunung Verwendung findet, sind für die Psoriasis-Behandlung nicht wirksam.

Die Wirksamkeit der Lichttherapie kann deutlich gesteigert werden, wenn unmittelbar vor der Lichtbehandlung ein 20-minütiges Bad in einer lichtempfindlich machenden Lösung erfolgt.  Hierfür kommt entweder eine Salz-Lösung (25%ige Sole) oder 8-Metoxypsoralen zum Einsatz. In den meisten Praxen erfolgt zuerst das Bad und dann die Lichtbehandlung. Dieses Verfahren nennt man asynchrone Balneophototherapie. Es gibt auch die Möglichkeit, während des Bades zu bestrahlen. Die verwendete Salzkonzentration ist bei diesem Verfahren niedriger (10%ige Sole). Man bezeichnet dieses Verfahren als synchrone Balneophototherapie. Da diese Therapieform Voraussetzungen erfordert (Badewannen, Lichtkabine), die nicht alle Praxen anbieten, können Sie in der Arztsuchfunktion gezielt nach Praxen in Ihrer Nähe suchen, die die Balneophototherapie anbieten. Die Kosten für die Balneophototherapie werden von der Gesetzlichen Krankenkasse übernommen, wenn eine mittelschwere bis schwere Psoriasis vorliegt.

Eine Sonderform der Lichttherapie stellt der Excimer-Laser dar. Dieser Laser produziert sehr energiereiches Licht mit einer Wellenlänge von 308nm. Der Excimer-Laser eignet sich gut zur gezielten Behandlung kleinerer Psoriasisherde. Leider werden die Kosten diese Behandlung von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen

SYSTEMISCHE THERAPIE

Wenn eine mittelschwere bis schwere Psoriasis vorliegt, ist eine alleinige Lokaltherapie nicht mehr erfolgversprechend.  In diesem Fall kann entweder die Balneophototherapie zum Einsatz kommen oder es erfolgt eine systemische Therapie (Therapie von innen mit Tabletten oder Spritzen). Man unterscheidet zwischen zwei Substanzgruppen, den  konventionellen Systemtherapeutika und den Biologika (Biologicals).

KONVENTIONELLE SYSTEMTHERAPIEN

Die in Deutschland am häufigsten eingesetzten systemischen Psoriasis-Therapien sind Methotrexat (MTX) und Fumarsäureester (FSE). MTX ist als Tablette und als Spritze in verschiedenen Wirkstärken verfügbar. Die Gabe erfolgt nur einmal pro Woche. FSE werden in Tablettenform angeboten und können ein bis mehrmals täglich eingenommen werden. Zu den konventionellen Systemtherapien rechnet man auch Acitretin, Ciclosporin A und Apremilast. Ob eine dieser Substanzen bei Ihnen zum Einsatz in Frage kommt, kann nur durch eine ausführliche Untersuchung und Beratung geklärt werden. Ärzt*innen, die diese Therapien durchführen finden Sie mit Hilfe unserer Arztsuchfunktion.

BIOLOGIKA

Biologika (Biologicals) sind medizinische Substanzen, die mittels biotechnologischer Verfahren hergestellt werden. Die zur Psoriasis-Therapie eingesetzten Biologika sind Antikörper gegen körpereigene Botenstoffe (Tumornekrosefaktor alpha, Interleukine 12,17und 23). Diese Botenstoffe, die die Entzündungsreaktion bei der Psoriasis auslösen und unterhalten, werden durch die Biologika zielgerichtet blockiert. Da die Biologika sehr große Moleküle sind, werden sie immer gespritzt oder als Infusion verabreicht. Es gibt keine „Biologika-Tabletten“.

Biologika werden zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis eingesetzt. Meist kommen Biologika erst zum Einsatz, wenn konventionelle Systemtherapeutika nicht ausreichend gewirkt haben, nicht vertragen wurden oder kontraindiziert waren. Bei besonders schweren Formen der Schuppenflechte können verschiedene Biologika auch direkt eingesetzt werden.

Ob der Einsatz eines Biologikums bei Ihnen in Frage kommt, kann nur durch eine ausführliche Untersuchung und Beratung geklärt werden.

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